Cannabis per Telemediziner: Was gibt es hierbei zu beachten?

Cannabis per Telemediziner: Was gibt es hierbei zu beachten?

Medizinisches Cannabis per Rezept? Das ist in Deutschland bereits seit März 2017 möglich. Mit dem neuen Cannabis Gesetz wurde der Zugang Anfang 2024 weiter erleichtert. Eine wichtige Änderung, die 2024 in Kraft trat: Für die Verordnung ist kein Betäubungsmittelrezept mehr nötig. Seitdem darf medizinisches Cannabis wie andere Medikamente per E-Rezept ausgestellt werden.

Diese Neuerung hat viele Abläufe vereinfacht – auch online. Mittlerweile gibt es mehrere Anbieter, bei denen Patienten ihr Rezept über das Internet erhalten können. Auch im Bereich der Telemedizin hat sich viel getan. Was es beim Thema Telemedizin und Cannabis zu beachten gilt, erfahrt ihr im folgenden Beitrag.

 

Sind telemedizinische Leistungen auch für Cannabispatienten verfügbar?

Wenn es um das Thema Telemedizin und Cannabis geht, kommt bei vielen häufig die Frage auf, ob Cannabis Telemedizin überhaupt legal ist. Die Antwort lautet: Ja, unter bestimmten Voraussetzungen. Hier reicht ein Blick in die Gesetzesbücher. Denn nach § 7 der (Muster-)Berufsordnung für Ärztinnen und Ärzte (MBO-Ä) sind Fernbehandlungen zulässig, wenn sie ärztlich vertretbar sind. Das gilt auch für den Bereich medizinisches Cannabis – vorausgesetzt, es liegt eine medizinische Indikation vor und die Behandlung entspricht dem aktuellen fachlichen Standard.

Ein Cannabis Rezept online zu erhalten, ist damit grundsätzlich erlaubt – aber nicht automatisch für jeden Patienten möglich. Entscheidend ist die Einzelfallprüfung. Ärzte müssen individuell beurteilen, ob eine Cannabis-Therapie im jeweiligen Fall medizinisch sinnvoll und vertretbar ist. Vertrauenswürdige Cannabis Telemedizin Anbieter, die in diesem Bereich tätig sind, müssen diesen Anforderungen gerecht werden.

 

Was genau ist ein Cannabis Telemediziner?

„Cannabis Telemediziner“ ist kein offizieller Titel, der vergeben wird, sondern eine umgangssprachliche Bezeichnung für Ärzte, die im Rahmen telemedizinischer Leistungen medizinisches Cannabis verschreiben – sofern die gesetzlichen und fachlichen Voraussetzungen erfüllt sind.

In der Regel handelt es sich um approbierte Mediziner mit Erfahrung in Fachrichtungen wie Schmerzmedizin, Psychiatrie oder Allgemeinmedizin. Die ärztliche Verantwortung gilt auch im digitalen Rahmen: Es erfolgt keine automatische Verschreibung, sondern eine individuelle Einschätzung auf Basis der vorliegenden Beschwerden und der medizinischen Vorgeschichte. Doch wie läuft das genau ab, wenn man durch Telemedizin ein Cannabis-Rezept erhalten möchte?

Cannabis vom Telemediziner: Der mögliche Ablauf

Wer ein Cannabis-Rezept online durch einen Telemediziner beantragen möchte, sollte auf einige Punkte achten. Der genaue Ablauf kann je nachdem unterschiedlich sein, folgt aber häufig diesen Schritten: 

  1. Anamnese: Der Patient gibt online medizinische Informationen an – etwa zur Krankengeschichte oder zu bisherigen Therapieversuchen.

  2. Gespräch mit einem Telemediziner für Cannabis: In einem Video-Termin erfolgt die ärztliche Beurteilung. Wird medizinisches Cannabis als geeignete Therapieform eingeschätzt, kann ein Cannabis Rezept online ausgestellt werden.

  3. Rezeptausstellung und Weiterleitung: Das Rezept wird entweder auf Wunsch an eine Cannabis-Apotheke übermittelt oder direkt postalisch verschickt. Dabei kann der Patient frei entscheiden, in welcher Apotheke er sein Rezept einlösen möchte. 

Wichtig: Eine positive Verordnung ist kein Automatismus. Auch online entscheidet stets der behandelnde Arzt auf Grundlage medizinischer Kriterien.

Cannabis-Rezept via Telemedizin vs. Cannabis-E-Rezept – was ist der Unterschied?

Auch wenn beide Begriffe häufig zusammen verwendet werden, wenn von einem Cannabis-Rezept online gesprochen wird. Dennoch muss hier unterschieden werden: Ein Cannabis-Rezept, das via Telemediziner ausgestellt wird, bezieht sich auf den Weg, wie das Rezept zustande kommt – nämlich im Rahmen einer ärztlichen Fernbehandlung per Video oder Online-Plattform. Die medizinische Indikation wird dabei aus der Ferne geprüft, und wenn eine Cannabis-Verschreibung möglich ist, wird ein Rezept ausgestellt.

Das Cannabis-E-Rezept hingegen beschreibt die Form des ausgestellten Rezepts – es ist die digitale Version des klassischen Papierrezepts.

In der Praxis ergänzen sich beide Systeme: Wer online eine ärztliche Konsultation durchläuft, erhält das Cannabis-Rezept häufig direkt als E-Rezept. Vorausgesetzt, der Telemediziner nutzt die dafür nötige Technik wie die qualifizierte elektronische Signatur (QES). 

Lesetipp: Das E-Rezept für Cannabis – das Wichtigste im Überblick

 

Cannabis-Telemedizin-Anbieter: Was gute Telemedizin-Anbieter ausmacht

Nicht alle Cannabis-Telemedizin-Plattformen sind automatisch geeignet. Wer hier auf Nummer sicher gehen möchte und eine telemedizinische Beratung in Anspruch nehmen möchte, sollte auf Folgendes achten:

  • Zusammenarbeit mit approbierten Cannabis-Ärzten
  • Sichere Video-Sprechstunden über datenschutzkonforme Systeme
  • Klare Kommunikation zu Indikation, Beratung über Ablauf und Kosten
  • Keine „Garantie“ auf Cannabis-Rezepte – die Entscheidung liegt allein beim Arzt (nie ohne medizinische Prüfung!)

So bleibt sichergestellt, dass die Rezeptausstellung immer individuell und nach ärztlichen Maßstäben erfolgt.

Mögliche Gründe für eine telemedizinische Cannabisberatung können sein

Eine Videosprechstunde kann für bestimmte Patienten sinnvoll sein, z. B. wenn Fachärzte vor Ort nur schwer erreichbar sind oder wenn körperliche Einschränkungen eine längere Anreise erschweren. Für diese Personen ergeben sich folgende Vorteile: 

  • Zugänglichkeit: Die ärztliche Beratung kann ortsunabhängig stattfinden
  • Zeitersparnis: Anfahrtswege und Wartezeiten entfallen
  • Diskretion: Patienten können das Gespräch in vertrauter Umgebung führen

Ein weiterer Vorteil: Einige Cannabis-Telemedizin-Anbieter unterstützen Patienten auch beim Antrag auf Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse.

Lesetipp: Medizinisches Cannabis – übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Cannabis per Telemediziner als Ergänzung bei der Cannabis-Versorgung

Cannabis per Telemediziner ist möglich. Die Inanspruchnahme von Telemedizin kann im Rahmen einer Cannabis-Therapie unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll sein, beispielsweise zur Erstberatung oder bei bereits stabil eingestellter Medikation.

Allerdings gilt auch hier: Patienten sollten bei der Suche nach einem Cannabis Telemediziner einige Punkte beachten und sich vorher ausreichend informieren. Zudem ist die Verordnung von medizinischem Cannabis stets eine ärztliche Einzelfallentscheidung.

Hinweis

Die Inhalte dieses Beitrags dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine medizinische Beratung, Diagnose oder Therapieempfehlung dar und ersetzen keinesfalls die persönliche ärztliche Beratung oder Behandlung. Die Entscheidung über die Verordnung von medizinischem Cannabis liegt allein bei der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt im Rahmen der geltenden Gesetze.

Quellenangaben

  • Bundesärztekammer (BÄK): „Hinweise zur ärztlichen Fernbehandlung“ (2022)
  • BfArM: „Informationen zu Cannabis als Medizin“
  • Gesetz über den Verkehr mit Betäubungsmitteln (BtMG)
  • Bundesverband Internetmedizin e. V. (BVMI): Zukunft der Telemedizin
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