Cannabislegalisierung - was ist seitdem passiert?
Seit dem 01.04.2024 ist Cannabis in Deutschland kein Betäubungsmittel mehr. Drei Monate sind seitdem vergangen – was hat sich im Hinblick auf medizinisches Cannabis verändert? Wir ziehen ein erstes Résumé. Erfahrt es in unserem Interview mit Sascha, Apotheker und Cannabis Experte von 420brokkoli.
Sascha, medizinisches Cannabis gab es bis zum 01. April nur mit einem Betäubungsmittelrezept. Durch die Legalisierung von Cannabis ist es jetzt mit dem klassischen Privatrezept zugänglich. Was hat sich für euch verändert?
Unser Schwerpunkt liegt natürlich auf medizinischem Cannabis, die Legalisierung bezieht sich vor allem auf den Privatkonsum ohne medizinischen Hintergrund. Auch an unserem Bestellprozess hat sich nicht viel verändert, außer, dass jetzt ein anderes Rezept bei uns hochgeladen wird. Vorher das BtM-Rezept, jetzt ein normales Kassen- oder Privatrezept. Dennoch haben wir einen erhöhten Bestelleingang seit dem 01.04.2024.
Thema Digitalisierung: Mit der Legalisierung ist die Verschreibung von Cannabis jetzt mit einem E-Rezept möglich. Wird es viel genutzt oder kommt das Originalrezept nach wie vor per Post bei euch an?
Das ist eine gute Frage, tatsächlich kommt das E-Rezept bei ca. 80% unserer Bestellungen zum Tragen. Ein enormer Fortschritt, sowohl für unsere Kunden, als auch für uns. Es spart eine Menge Zeit und vereinfacht den Prozess um einiges.
Wie genau funktioniert das E-Rezept nochmal?
Das E-Rezept ist die digitale Form des rosa Papierrezepts. Verschiedene Telemedizin-Anbieter können uns Privat-Rezepte direkt digital zukommen lassen. Wenn das E-Rezept vom behandelnden Arzt vor Ort ausgestellt wurde, kann man sich den QR-Code ganz einfach ausdrucken lassen. Sobald der Code bei uns eingegangen ist (per E-Rezept-App oder Mail) können wir die Bestellung bearbeiten. Es geht also alles um einiges schneller als mit dem klassischen Privatrezept.
Was denkst du, woran die vermehrten Bestellungen insgesamt liegen? Sind Ärzte seitdem offener für die Verschreibung?
Das könnte durchaus sein. Damals gab es oft nur verhältnismäßig wenige Ärzte, die Cannabis zur medizinischen Verwendung verschrieben haben. Einige waren lange Zeit auch skeptisch. Die Legalisierung ist für uns ein Schritt in die richtige Richtung. Vielleicht sehen nun mehr Ärzte die Notwendigkeit von Cannabis in der Medizin. Unsere Bestelleingänge zeigen auf jeden Fall, dass mehr und mehr Menschen Zugang zu medizinischem Cannabis bekommen.
Seit dem 01.07. gehen jetzt auch die Cannabis Clubs an den Start, die Cannabis anbauen und verkaufen dürfen. Könnten diese eine Konkurrenz für euch werden oder euren aktuellen Kundenstamm verändern?
Nein, das glaube ich nicht. Unsere Kunden benötigen Cannabis für die medizinische Verwendung. Die Vereinigungen richten sich an Privatpersonen zum Freizeitkonsum. Die Zielgruppen sind also unterschiedlich. An dieser Stelle ist es uns besonders wichtig noch einmal zu betonen, dass unser großes Sortiment ganz speziell für die medizinische Verwendung gezüchtet wird. Die genaue Zusammensetzung, der THC und CBD-Gehalt und dessen Wirkungsweise spielen hier eine entscheidende Rolle. Unsere Kunden sind zum Großteil Stammkunden, die über einen langen Zeitraum ihre Medikation bei uns beziehen und unsere Qualität zu schätzen wissen. Wir denken also nicht, dass es dort zu nennenswerten Überschneidungen kommen wird.
Haben Patienten vielleicht Sorgen, dass es zu Problemen oder Knappheiten kommen könnte?
Durch die unterschiedlichen Schwerpunkte von Freizeitkonsum und medizinischer Verwendung sehen wir aktuell keine Probleme und sind zuversichtlich, dass es so bleibt.
Vielleicht kannst du uns abschließend noch ein kurzes Fazit zur Legalisierung geben, wie ist es für euch?
Wir sind froh, dass die Legalisierung vorangeschritten ist und (medizinisches) Cannabis in Zukunft von einer etwas anderen Seite beleuchtet werden kann. Wir hoffen, dass mehr und mehr Ärzte offen dafür sind, symptomatische Beschwerden mit medizinischem Cannabis behandeln zu wollen und die Zugänglichkeit für Patienten dadurch erleichtert wird. Bei Fragen rund um medizinisches Cannabis und dessen Bestellung stehen wir natürlich jederzeit zur Verfügung.
Vielen Dank, Sascha, für deine Zeit und dieses Interview.
Sehr gerne.