Die Cannabis Toleranzpause – wie und warum?
Bei einem regelmäßigen Konsum von Cannabis kommt es über längere Zeit häufig zu geringeren Wirkungen. Ähnlich wie beim Kaffee, versucht man dem häufig durch größere Mengen entgegenzuwirken, doch das „High“ bleibt meist weiterhin geschwächt. Im Gegensatz zu anderen Drogen handelt es sich dabei aber nicht um eine Sucht, sondern lediglich um eine aufgebaute Toleranz. Und es gibt ein einfaches Mittel, um diese Toleranz wieder abzubauen: die Toleranzpause.
Wie entsteht eine Cannabis-Toleranz?
Beim Konsum von Cannabis wird das körpereigen Endcannabinoidesystem (ECS) aktiviert. Die in der Pflanze enthaltenden Cannabinoide (z. B. THC) binden sich an die entsprechenden Rezeptoren und sorgen für das allbekannte „High“ der Konsumierenden. Es werden Botenstoffe und Hormone ausgeschüttet, die sich auf den Körper, den Geist und die Psyche auswirken. Bei häufigem Konsum gibt es einen Gewöhnungseffekt: Die zuständigen Rezeptoren des ECS reagieren nicht mehr und werden sozusagen inaktiv geschaltet. Dadurch erleben Konsumierende nur noch die abgeschwächte Wirkung der Pflanze. Bei Produkten mit einem hohen THC-Gehalt entwickelt sich die Toleranz meist schneller. Auch die Menge und Regelmäßigkeit des Konsums können die Toleranz begünstigen. Wer nur ab und zu Cannabis zu sich nimmt, entwickelt diese langsamer.
Wenn nur noch eine abgeschwächte Wirkung trotz gleichem oder sogar gesteigertem Konsum entsteht, lohnt es sich eine Pause einzulegen. Dabei regeneriert sich das ECS und die Rezeptoren können schon nach kurzer Zeit erneut Stoffe wie das THC binden. Das bekannte „High“, die Wirkung des Cannabis, ist wieder spürbar.
How To: Toleranzpause
Gerade bei regelmäßigem Konsum der Cannabispflanze gewöhnt sich der Körper an die Wirkungen und es entsteht eine gewisse Abhängigkeit. Um möglichen Symptomen durch die Abstinenz entgegenzuwirken, gibt es verschieden Möglichkeiten eine Toleranzpause richtig anzugehen.
Zunächst kann man den Konsum bereits vor der Pause nach und nach reduzieren, um eine plötzliche und starke Umgewöhnung des Körpers zu vermeiden. Während der Pause kann ein regelmäßiges Sportprogramm helfen. Bei der Bewegung wird das ECS aktiviert und der Körper setzt Verbindungen frei, die ähnlich zu den Cannabinoiden der Hanfpflanze wirken. Das bekannte „Runners High“ ist zwar nicht so stark, kann jedoch als Alternative während der Pause dienen. Zudem trägt Sport zu einer schnelleren Verarbeitung des THCs bei. Auch weniger aktiver Sport wie Yoga kann dabei helfen. Ausreichendes Trinken von Wasser „spült“ das THC ebenfalls schneller aus dem Körper.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Entspannung: Mediationen, Lesen oder Schreiben: je nach Vorliebe kann das dabei helfen, die eigentlichen Wirkungen durch das Cannabis zeitweise zu ersetzen. Als alternatives Hanfprodukt bieten sich auch CBD-Tropfen zur Entspannung an. Diese haben einen sehr geringen THC-Gehalt. Das CBD bindet außerdem nicht direkt an die CB1-Rezeptoren und hat somit keine negativen Auswirkungen während der Toleranzpause.
Gutes Essen als Belohnung zu servieren und auf regelmäßigen und ausreichend Schlaf zu achten, kann sich außerdem als nützlich erweisen. So verbringt man die Pause optimal und beim nächsten Konsum kann sich die Wirkung vom Cannabis wieder komplett entfalten.
Wie oft und wie lange?
Grundlegend empfehlen Experten bei einem regelmäßigen Konsum von Cannabis, jeden Monat eine Pause von zwei bis drei Tagen einzulegen. Das THC zirkuliert in diesem Zeitraum noch im Blut. Selbst nach dieser kleinen Pause lassen sich bereits Unterschiede der Wirkung verzeichnen. Wer jedoch eine starke Abschwächung der Wirkung von Cannabis verspürt, sollte eine längere Toleranzpause einlegen. Für ein längerfristiges Ergebnis lohnen sich bereits ein bis zwei Wochen Abstinenz. Das fettlösliche THC löst sich dabei nach und nach aus den Fettzellen und wird vollständig abgebaut. Eine komplette Regeneration des Endcannabinoidensystems ist nach vier Wochen Pause abgeschlossen. Dann sind die Rezeptoren wieder vollständig abrufbar und das Cannabis kann vollständig wirken. Da die körpereigenen Voraussetzungen für einen Toleranzaufbau aber von Mensch zu Mensch verschieden sind, lohnt es sich individuell den Konsum zu reflektieren und die Pausen nach eigenem Empfinden einzulegen.
Toleranzpause: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26858993/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26218440/
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0376871613002962