Cannabis im Straßenverkehr

Cannabis im Straßenverkehr

Beim Alkohol gelten feste Grenzwerte, an denen sich Kraftfahrer, Polizei und Gerichte orientieren müssen. So dürfen Fahranfänger, Busfahrer oder Taxi-Chauffeure keinen Alkohol trinken, wenn sie fahren wollen und sind somit an die 0,0 Promillegrenze gebunden. Für alle anderen Verkehrsteilnehmer ab 21 gilt die 0,5 Promillegrenze, wobei diese relativ neu ist, denn zuvor waren 0,8 Promille rechtsgültig. Inzwischen kristallisiert sich allerdings heraus, dass das Absenken der Promillegrenze keinerlei Vorteile mit sich gebracht hat. Nachdem die Schotten dem deutschen Beispiel gefolgt waren und ebenfalls 0,5 Promille festgeschrieben hatten, ergab eine Studie, dass diese Maßnahme keinerlei Wirkung auf die Unfallhäufigkeit oder die Schwere von Verkehrsunfällen hatte. Fachleute halten es für wahrscheinlich, dass vergleichbare Ergebnisse beim Gehalt von THC im Blut bei medizinischem Cannabis beim Autofahren möglich sind.

Zweiklassengesellschaft bei den Cannabis-Nutzern

Rein juristisch ist Cannabis am Steuer ein Präzedenzfall. Zudem ist die Art, wie die deutsche Rechtsprechung diese Situation handhabt, absolut einzigartig, weil die Strafbarkeit von der Motivation der Person abhängig gemacht wird – nicht von der Handlung. Insofern ist die Gleichheit eines jeden Bürgers vor dem Gesetz ausgehebelt und kommt nicht zur Anwendung. 

Bei Cannabis im Straßenverkehr treffen bislang all diejenigen auf die volle Härte des Gesetzes, die illegal THC nutzen, um einen Rausch zu genießen. Ist man mit THC nachweisbar Auto gefahren, drohen Konsequenzen.

Die Nutzung von medizinischem Cannabis beim Autofahren ist für gewöhnlich vollkommen straffrei. Wird ein Verkehrsteilnehmer unter Einfluss von THC angetroffen, welches er auf Rezept erhalten und verordnet bekommen hat, ist für Cannabispatienten der Führerschein nicht in Gefahr.

Praxisbeispiel für die gesetzliche Behandlung bei Cannabis am Steuer

CannabisimStraßenverkehr

Darfst Du mit Cannabis auf Rezept Auto fahren? Du bist Konsument und möchtest trotz Konsum von medizinischem Cannabis im Straßenverkehr teilnehmen. Du setzt dich ins Auto und gerätst in eine Verkehrskontrolle. Der Polizist bittet Dich, dich einem Drogentest zu unterziehen. Die anschließende Blutuntersuchung ergibt, dass Du 5,0 Nanogramm THC pro Milliliter Blutserum zum Zeitpunkt der Kontrolle hast. Kannst Du aber die medizinische Notwendigkeit des Cannabis durch ein ärztliches Rezept belegen, so gehst Du in der Regel vollkommen straffrei aus. Du darfst in dem Fall also trotz Cannabis Auto fahren. Voraussetzung ist dafür Deine Fahrtüchtigkeit. Bei deutlichen Einschränkungen raten wir dringend davon ab, sich ans Steuer zu setzen. Denk an alle Verkehrsteilnehmer und lass Dich dann lieber fahren oder nutze öffentliche Verkehrsmittel.

Körperliche Verfassung bei Cannabis im Straßenverkehr ausschlaggebend

Bei einer Kontrolle ist wichtig, dass der Fahrzeugführer keine Ausfallerscheinungen zeigt und den Eindruck macht, dass seine Fahrtüchtigkeit nicht beeinträchtigt ist. Wer in Dauerbehandlung mit Cannabis steht, der sollte diesbezüglich keine Probleme haben. Der Körper gewöhnt sich an das THC und zudem wird der verschreibende Arzt die Menge so berechnen, dass keine Rauschzustände eintreten. Insofern wird der Tatsache Rechnung getragen, dass medizinisches Cannabis beim Autofahren wegen der Daueranwendung andere Wirkweisen zeigt.

Es ist zu erwarten, dass die Regierung den Vorschlägen der Mediziner und Verkehrsexperten folgen wird. Auch weil derzeit ein Gesetzentwurf gehandelt wird, nach dem Cannabis künftig nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft wird. Fällt Cannabis nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz, hat dies weitreichende Konsequenzen für die Nutzer, egal ob das Cannabis illegal oder per Rezept beschafft wurde. In naher Zukunft soll der Besitz von bis zu 25 g Cannabis ohnehin straffrei sein. Außerdem soll es erlaubt sein, maximal drei Pflanzen ziehen zu können, ohne dafür strafrechtlich belangt zu werden.

Grenzwerte für Cannabispatienten mit Führerschein

Derzeit gilt in Deutschland ein Grenzwert von 1,00 Nanogramm (ng) THC pro Milliliter Blutserum. Allerdings sind sich die Mediziner der WHO, der EU und die Verkehrsexperten der Regierung einig, dass dieser Wert deutlich zu niedrig angesetzt ist. Dem stimmte auch der Verkehrsgerichtstag 2022 in Goslar zu. Die Empfehlung liegt nun bei 3,00 ng THC, also dem Dreifachen der bislang gültigen Menge. 

Sind die angestrebten Grenzwerte für Cannabis im Straßenverkehr ausreichend?

Wer sich die Fakten zum Abbau von THC im menschlichen Körper ansieht, der muss sich fragen, ob ein Grenzwert von 3,00 ng/ml in der Tat eine vernünftige Entscheidung ist.

Wie viel THC ein Körper binnen 24 Stunden abbaut, ist äußerst unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es gibt aber einen deutlichen Unterschied zwischen Erst- und Gelegenheitsnutzern sowie Daueranwendern. Wer selten oder erstmals Cannabis konsumiert, wird etwa 0,2 bis 0,3 ng THC in einer Stunde abbauen. Der Abbau erfolgt bei einer Dauerbehandlung erheblich langsamer, zugleich ist aber die Rauschwirkung deutlich herabgesetzt.

Wer regelmäßig medizinisches Cannabis vor dem Autofahren konsumiert, wird einen Gehalt von 75 ng und mehr im Blutserum aufweisen, ohne dass Ausfallerscheinungen auftreten. Bei Tests hat sich gezeigt, dass die Probanden trotz des hohen THC-Gehaltes ohne Einschränkungen ein Fahrzeug führen konnten.

CannabiskonsumFührerschein

Gerade solche Daueranwender benötigen zwei bis vier Wochen, um den THC-Gehalt im Blutserum auf unter 10 ng/ml zu bringen. Auch in Zukunft muss es also eine Sonderregelung für Cannabispatienten geben, um trotz Cannabis auf Rezept den Führerschein nicht zu gefährden. Tests haben bereits eindrucksvoll bewiesen, dass auch hohe THC Werte in der Daueranwendung die Patienten nicht zwangsläufig verkehrstüchtig machen müssen. 

Bei weiteren Fragen und Unklarheiten, stehen wir Dir gern beratend zur Seite. Melde Dich dafür einfach über das Kontaktformular und wir helfen Dir gerne weiter!

Zurück zum Blog